Pilze August September 2008

In der letzten Augustwoche läuft die Steinpilzwelle zur Höchstform auf. Tim ist begeistert dabei. Mit Stolz präsentiert er seine Funde. Er hat gelernt, wie er seine Steinpilze im Wald säubern muss. Abseits der Fundstelle sucht er sich eine Ecke. Dort vergräbt er den schmutzigen Abfall. Unsichtbar für andere Pilzsucher. Super macht er das!

Shakespeare im Wald? Ja, Romeo und Julia im Parasolkleid. Einmalig, dieses pilzige Theaterszenarium.

Gelbe Kraterellen beginnen nun mit dem Wachstum, dicht an dicht, wie handgeknüpfte Teppiche. Einen interessanten Erstfund kann ich verzeichnen, den Helmkreisling, Cudonia circinans. Erst dachte ich: Was ist denn das Vertrocknetes?

Ein einziger Porphyrbrauner Wulstling und hunderte Stinkende Lederkorallen, für mich ein ungewöhnliches Verhältnis des Vorkommens. Diese Wulstlinge finde ich gewöhnlich oft übers Jahr, die Koralle eher selten.

Ist es möglich, dass feine Unterschiede der Temperaturen und mehr oder weniger Regen die Pilze so fördern bzw. einbremsen können? Blutrote Hautköpfe, Septemberpilze sind schon da. Im Kalender steht August in der Natur ist es September, Herbst? Nebel überzieht die morgendlichen Wiesen.  Der Herbstzeitlosenblüte behagt diese Witterung.

Im Moos wachsende Steinpilze breiten sich zu stattlichen Exemplaren aus. In der Nadelstreu ist die Bodenoberfläche sehr ausgetrocknet. Hier beweisen sich die Pilze als wahre Kraftprotze. Staunend stehe ich vor Sommersteinpilzen, passen die überhaupt in den Herbst? Während ich mich mit ihnen fotografisch beschäftige, höre ich ein Geräusch, das ich nicht zuordnen kann. Ich hebe den Kopf. Dort oben im Hang, ca. 30 Meter von mir weg, läuft ein Mann mit großen Schritten durch den Hochwald. Er hat sein Fahrrad geschultert. An dessen Lenker baumelt ein großer netzartiger Beutel. Seine Ansicht erzeugt einen feinen Stich in meiner Brust. Das Behältnis ist rappelvoll mit Steinpilzen. Mit offenem Mund schaue ich dem Pilzler nach und verpasse damit das unglaublichste Bild eines Pilzgängers zu machen.

Ich tröste mich damit, dass ich vor Nervösität das Bild eh verwackelt hätte. Und wende mich den ruhenden Objekten zu:   Dem Erstfund eines Falschen Anhängselröhrlings, Boletus subappendiculatus ,                  einem Netzstieligen Hexenröhrling und dem Treffen von Steinpilz und Fliegenpilz. Ablehnend möchte ich die Haltung des Steinpilzes nennen.

Erdschieber pflügen den Waldboden um. Samtig weich schmiegt sich ein Blauer Saftporling an seinen Fichtenstubben.

Nun ist es September, die morgendlichen Nebel sind gerechtfertigt. Die schwächer werdende Wärme des schräg einfallenden Sonnenlichtes nimmt ein Grasfrosch in sich auf. Was mag er denken? Der Winter kommt?