Pilzsuche im Erzgebirge 1

9. Oktober, wieder packe ich meine Koffer um im Erzgebirge meine Freundin Carmen zu besuchen, hier in den Pilzgeschichten bekannt als Glucki. Der Funke der Begeisterung ist recht schwach, denn irgendwie bin ich des Verreisens müde. Jedoch habe ich versprochen aufzutauchen. Nur drei Stunden bin ich unterwegs, dann stehe ich auf Gluckis Schwelle. Einen Karton alter Habichtspilze sind im Gepäck, denn Carmen färbt Wolle mit bestimmten Pilzen. Ihr schwebt vor, speziell aus diesen ein schönes blau zaubern zu können. Ein schönes braun ist das Ergebnis! Es sind eben Naturfarben, da ist das Resultat eine Überraschung. Massiver Pilzgeruch füllt die Wohnung als Nebeneffekt. Eine Einkaufstour bringt das erste Pilzbild, einen Riesenporling.

Für den nächsten Tag hat Glucki ein Treffen mit ihrem Pilzfreund Frieder Endt verabredet. Mit ihm erklimmen wir den Berg des Pumpspeicher-Kraftwerk Markersbach. Wir begegnen Orangenbecherlingen und Fichtenkorallen.

Ein paar späte Rotkappen ernten wir. Am Rand des Oberbecken gibt es eine Enttäuschung, statt auf 6,5 Millionen Kubikmeter Wasser, gucken wir in eine leere Salatschüssel. Auf deren Rand laufen wir wie Ameisen entlang.

Botanikerherzen müssten hier höher schlagen, schon diese pinkfarbene Schafgarbe zieht mich in ihren Bann. Unterhalb des Beckens begehen wir eine Ringstraße um den Berg. Pilze stehen viele: Nadelwaldschüpplinge Pholiota spumosa, das ist ein Erstfund für mich, Gifthäublinge Galerina marginata, Grubenlorcheln, Helvella lacunosa.              

Bei einer Waldhütte treffen wir auf diesen fotogenen hölzernen Gesellen. Zurück beim Parkplatz am Unterbecken zeigt uns Frieder einen Platz mit Beringten Erdritterlingen. Dann ladet er uns in die Kantine vom Kraftwerk, in dem er arbeitet, zum Mittagessen ein. Mit unserer Beute Rotkappen und Birkenpilzen ist das Abendessen auch schon geritzt.

Tags darauf durchschweifen wir Gluckis neuen Pilzwald, sie begeht ihn erst seit diesem Jahr und hat ein schönes Gebiet mit Steinpilzen und Rotkappen ausgemacht. Andere Arten wachsen hier auch, zur Zeit eben Herbstpilze.

Auge in Auge mit Hallimasch stehen wir oder ich knie vor Grünspanträuschlingen, ganz toll finde ich dieses wuschelige Gebilde, es ist ein Erdwarzenpilz Thelephora terrestris. Kleine Duftmilchlinge mit herrlichem Geruch nach Marzipan stehen im Herbstlaub. Und unglaubliche Mengen von Trompetenpfifferlingen, von denen hatte mir Carmen schon erzählt. Sie erntet sie schon seit Monaten. Etliche davon wandern in unseren Korb. Glucki macht daraus ein sehr gutes Abendessen mit frischen geschälten Tomaten in einer Frischkäsesoße, das schmeckt super.