Seattle 2007 - 6

Wenn ich schon bis in Seattle bin, will ich auch Vancouver anschauen. Habe ich mir vorgenommen. Es sind nur 140 Meilen. Auf den Stanley Park fahre ich um die Skyline der Stadt zu bewundern. Dicht an dicht stehen die Häuser bis an die Küste. Mein Wusch, die Stadt und den Sound von oben zu sehen, fällt leider

dem Nebel zum Opfer. So mache ich einen Spaziergang durch die Stadt, schaue Auslagen an und esse zu Mittag. Dann steigt die Luftfeuchtigkeit so weit, dass ich ins Auto flüchten muss. Etwas kurz ist mein Ausflug. Bald mache ich mich auf die Rückreise.

ZUm Wochenende hatten Hanna und ich den 2-tägigen Morchelausflug nach Conconully geplant. Doch Rudy ist krank geworden. Nun müssen wir mit ihm zum Doktor. Er hat eine Infektion und muss Antibiotika nehmen.

In diesem Zustand kann ihn Hanna nicht in Pflege geben,denn die Pflegemama hat auch Papageien und die sollen sich nicht anstecken. So komme ich in den Genuß nochmals in den Wald zu fahren. Freitagmorgen öffne ich kurz nach 5 Uhr die Augen. Das Verfahren vom Montag wiederholt sich. Um 6 Uhr geht es über die bekannten Orte zum Stevenspass. Dann biege ich ins Chiwawatal ein. Am Wenatschee und Fish Lake vorbei zum mir schon vertrauten Parkplatz. Das geht ja gut an, gleich neben der Einfahrt steht eine Steinpilzfamilie.

Das ist eine typische Fundstelle, nur ein Hubbel in der festgebackenen Nadelstreu und darunter stehen die tollsten Pilze. Manchmal stehen auch andere Schönheiten zu entdecken, wie diese Cortinarie mit herrlichen blauen Lamellen.

Heute kenne ich den Wald schon wieder besser und ich weiß, dass es ein großes Areal im Wald gibt, das ist absolut taub, nicht ein Pilzchen. Das umgehe ich heute und halte mich mehr Richtung Straße. Bald muss ich eine erste Korbfüllung zum Auto tragen, das war eine gute Entscheidung.

Anmerkung: Nach langer Suche im Internet habe ich die “Cortinarie” bestimmen können. Er ist ein Verwandter des Märzellerling. Hygrophorus caeruleus (Miller). es gibt bisher eine Fundstelle in Washington, etwa 50 km südlich von meiner in den Cascade Mountains und zwei Fundstellen in Oregon. Er ist also eine Seltenheit!

Denn mir begegnen diese beiden Supertypen! Ein Hut mit 29 cm Durchmesser leuchtet aus dem satten Grün. Er und sein stattlichen Begleiter bringen 1,5 kg auf die Waage (das erfahre ich natürliche erst zuhause). Halbvoll ist mein Korb mit dieser Masse Pilz. Also muss ich wieder zum Auto um abzuladen. Er soll von anderen Pilzen nicht verschmutzt werden und er soll auch andere nicht erdrücken, wie diese drei Morcheln, die letzten die ich heute finde. Dreimal wird mein Korb voll! Die Pilze sind ganz toll gewachsen. Offenbar war hier unter der Woche keine Pilzgänger. Es wird schon duster als ich den Heimweg antrete. Das liegt an der Bewölkung und nicht am Sonnenstand, der mir durch ein Fenster zum Himmel heimleuchtet.

Hanna kann es nicht glauben, als ich drei mal zum Auto gehe um meine gesamte Beute auf ihren Esstisch zu bringen.

Abendessen hat Hanna schon fertig. Nachdem der Hunger gestillt ist, steht viel Arbeit an zehn Kilo Pilze müssen wir verarbeiten. Wir putzen, schneiden, schnippeln. Bestücken den Pilzdörrer. Hanna bringt ihren größten Kochtopf und eine große Kuchenspringform, beide Gefäße werden übervoll. Das sind mindestens noch 4 mal der Trockner voll. Das schafft der nicht so schnell, also lege ich im Wohnzimmer Zeitung auf, um darauf die Pilze vorzutrocknen.  Die Speisemorcheln wandern in Ringe geschnitten  zu denen vom Montag in den Gefrierschrank. Dann planen wir noch die nächste Woche. Rudy kann frühestens Montag abend zur Pflegemama, also haben wir noch drei Tage bis wir nach Conconully fahren können. Samstag wollen wir nochmals nach Seattle Downtown. Dienstag - Mittwoch Conconully, Freitag Olympic Nationalpark. Alles andere lassen wir offen, je nach Rudys Gesundheitszustand.