Seattle 2007 - 1

Am 13. Mai mache ich mich auf nach den USA. Erst fliege ich nach Los Angeles und besuche meine Freundin Rosi. 14 Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen. Es gibt so unglaublich viel zu erzählen. Meist ratschen wir bis in die Morgenstunden. Rosi hat mir ein tolles Zimmer eingerichtet. Ich fühle mich wie daheim. Drei Wochen bleibe ich bei ihr, wir erleben eine sehr lustige Zeit. Täglich sind wir unterwegs. In Los Angeles Chinatown, Long Beach. Eine

lustige Zweitagestour unternehmen wir nach San Diego. Ein Besuch in Sea World ist Pflicht. Ich werde mit Erlebnissen und besonderen Eindrücken geradezu gespickt. Rosi ist sehr besorgt um mich, dass ich ja nicht verhungere, es geht mir rundum gut.

Mit Rosis Schwester Gerda gehen wir oft ins Lokal zum Essen. Wenn wir bei Rosi kochen, gibt es deutsche Küche.Ich habe ihr getrocknete Morcheln und Steinpilze mitgebracht. Zur Gaumenfreude gibt es Schweinebraten mit Steinpilzsoße oder Morcheln in Rahm. Rosi liebt Pilze. Jedoch würde sie nie auf die Idee kommen, in den Wald zu gehen!

Drei Wochen genieße ich die Gastfreundschaft bei meiner Freundin. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nehmen wir Abschied. Gerne würden wir uns wiedersehen, doch der Weg der uns trennt ist sehr weit.     Zum 1. Juni habe ich mir ein Auto gemietet, damit fahre ich von Los Angeles nach Seattle. Eine Woche habe ich für die Reise eingeplant. Die grandiose Landschaft des Big Sur durchfahre ich. San Francisco, liegt leider im Nebel.

Ich besuche den Krater Lake, den Mt. St. Helens und bewundere die einmalige Küstenlandschaften von Californien, Oregon und Washington, Big Trees und Seelöwen Am 6. Juni werde ich in Seattle mit Regen begrüßt. Über den Pilzchat habe ich eine Internetfreundin kennengelernt und Hanna, so heißt sie, hat mich zu sich eingeladen.

Nachdem ich mich am 6. Juni durch die Straßenschluchten von Seattle gekämpft habe, lande ich in der Nähe von Hannas Haus mitten in einem Schwarm Kanadagänsen. Müde von einer langen Reise sitzen sie auf der Straße und geben mir langsamen Schrittes den Weg frei.

Hanna ist eine sehr sympathische Dame. Wir begrüßen uns herzlich, obwohl wir uns nur aus dem Internet kennen. Es ist wie mit allen Pilzfreunden, die Liebe zu den Schwammerln verbindet einfach.

Bei Hanna besteht alles aus Pilzen, Vorhänge Tischsets, Bilder, Geschirr, Bilder, Lampen, Tabletts, ihre Ohrringe, ihre T-Shirts. Pilzbücher füllen 2 Regale ich tipp mal so auf 300 Stück! Da komme ich mir mit meiner persönlichen pilzigen Wohnungsausstattung recht unterbelichtet vor.

Hanna besitzt einen Hausgenossen, es ist ein hochintelligenter Ara. Auf die Frage: Wo ist Hanna? Erklärt er lautstark: Mushroom, Mushroom! Sobald Hanna eine Jacke anzieht begleitet er es mit: Bye, bye! Und er spricht noch vieles andere mehr.

Ein Blumenstrauß steht in meinem Zimmer mit einer Morchelkarte, darauf stehen gute Wünsche für meinen zweiwöchigen Aufenthalt, schön ist das!

Wir gehen Einkaufen und Essen, der Abend ist ausgefüllt mit Pilzgesprächen. Schon übermorgen müssen wir in den Wald fahren, denn Samstag ist Familientag. Von Hannas Kusine hat die Tochter einen Gesangsauftritt. Da müssen wir hin, ich bin dazu eingeladen.

Donnerstag ist Rudytag, Rudy so heißt der Papagei! Wir spielen mit ihm und ich erfahre sein Sprachrepertoire.

Mir tut der Ruhetag sehr gut nach meiner fast 2000 Meilentour der letzten Woche. Hanna erzählt mir von ihren Bekannten, darunter sind viele Pilzbuchschreiber z. B. Paul Stamets. Viele ihrer Pilzbücher sind mit persönlichen Widmungen signiert. Sie hat in New Jersey und Florida gelebt. Jährlich ist großes Pilztreffen in Colorado.

Freitag sind wir zeitig unterwegs. Fast 100 Meilen sind es zum Pilzwald. Es soll Steinpilze und Morcheln geben. Also ich fahre zu hause für Steinpilze oder Morcheln in ganz unterschiedliche Wälder. Die Reise geht über den Stevenspass in den Wenatchee Nationalpark. Der Schnee liegt noch oberhalb der Passhöhe. Erst Fingerhüte in prächtigen Farben später Lupinien und Löwenmäulchen stehen am Straßenrand. Nach einem ersten Stop, der keinen pilzigen Erfolg hergibt, fahren wir 20 Meilen tiefer in den Wald auf einen Parkplatz. Sehr gespannt bin ich auf den Wald den wir dann betreten. Es gibt alle mögliche Arten von Kiefern, Fichten, Tannen auch Lebensbäume gibt es. Aus denen bestehen bei uns die Hecken, aber dort sind sie riesige Bäume. Hier soll es nun Pilze geben!